Inside the ropes

|   Sport

ein Bericht zum DGL-Heimspieltag von Jens Aschenbeck

Hautnah bei der 1. Herrenmannschaft (ein nachdenklicher Bericht)

Am letzten Wochenende war der 3. Spieltag der Deutschen Golf Liga der ersten Herrenmannschaft auf unserem Platz. In der Vorbereitung auf einen Heimspieltag bietet die AK 50 Mannschaft regelmäßig Mithilfe bei der Durchführung an (Caddie, auf dem Platz als Vorcaddie, Starter etc.). Durch den seit vielen Jahren bestehenden Trainingstermin am Dienstagabend, an dem viele Teams üben, kennt man sich untereinander. Bis 2 Tage vor der Veranstaltung kam keine Rückmeldung. Dann am Donnerstagabend ging eine Nachricht bei mir ein: Jonathan Rehor fragte, ob ich als Caddy mitgehen würde. Na, das ist ja mal ein Angebot, beim amtierenden Clubmeister hautnah 18 Loch an der Tasche! Da habe ich sofort zugesagt.

Sonntag morgen um 8.30 Uhr ging es los. Vorbereitung, Warmmachen und Einschlagen für Jonathan, für mich langsames Herantasten an die Aufgabe. Die wichtige Absprache mit dem Spieler war schnell erledigt, z.b. Gesprächsthemen auf der Runde, Schlägerwahl, Entfernungsmessung, Puttlinie mitlesen etc., wir konnten uns sehr schnell einigen. Auf ging es in das Match, leider mit einem 3- Putt von Jonathan am 1. Loch. Spannend zu sehen, wie ruhig er mit der Situation umging, waren doch die Grüns auf dem Platz deutlich langsamer, als auf dem Übungsgrün. Mir gelingt es leider häufig nicht, das Putttempo auf der Runde zu verändern und anzupassen, dem Clubmeister aber sehr schnell! Was soll ich sagen: es ist ein anderes Golf, das diese Herren spielen. Mit welcher unglaublichen Höhe und Länge die Schläge auf die Fairways gespielt werden ist atemberaubend. Man hat das Gefühl, sie spielen einen anderen Platz. Spannend sind die Momente, wo der Ball mal nicht auf der Bahn liegt. Auch hier kein Stöhnen oder Zaudern: die Lage wird angesehen, eine Entscheidung getroffen und gespielt. Diesen Spielverlauf und die Schlagroutine zu sehen, aber auch die Vorbereitung und Abwägung zu beobachten und in die Gedanken eingeweiht zu werden, ist sehr spannend und man nimmt viel mit. Als sich auf den hinteren Lochern ein gutes Ergebnis anbahnte, haben wir auch über offensive oder defensive Taktik bei einigen Schlägen gesprochen. Jonathan hat dann entschieden. Letztendlich hat er 3 Schläge unter Par gespielt (69) und damit das beste Tagesergebnis erzielt: herzlichen Glückwunsch! Eine super Leistung.

Danach hat die gesamte Mannschaft auf den letzten Bahnen die hinteren Spieler begleitet und ist dann gemeinsam ins Clubhaus gegangen. 3. Spieltag: dritter Sieg in Folge und Tabellenführer!

Fazit: ein sehr spannender und wunderbarer Tag. Vielen Dank an Jonathan.

Was mich sehr nachdenklich macht, ist die Zuschauerresonanz bei den Heimspieltagen der 1. Mannschaften (die Damen spielen immerhin 2. Bundesliga!). Waren es bei der 2. Bundesliga in diesem Jahr noch 10-15 Mitglieder, so kamen jetzt nicht mal 10 Zuschauer. Wer einmal dort zugesehen hat, weiß wie sehr sich die Spieler über Gäste freuen. Auf der Runde wird man als Zuschauer begrüßt und am Lächeln der Spieler ahnt man die Freude. Neben den Mitgliedern ist aber auch kaum eine(r) der vielen AK-MannschaftspielerInnen des Vereins zugegen. Und: ich mag mir die Enttäuschung der Spielerinnen und Spieler gar nicht vorstellen, wenn sie realisieren, dass über 100 Mitglieder am Spieltag auf dem Platz sind, aber nicht um das Team anzufeuern, sondern um die freien Starzeiten am Nachmittag zu nutzen. In den Sportvereinen, die ich aus meiner Jungend kenne und später mit meinen Söhnen gemeinsam besucht habe, war es immer klar: viele der Jugendspieler und Spielerinnen kamen zu den Spielen der 1. Mannschaften. Dies waren doch die Spieler und Spielerinnen, denen man mal nacheifern wollte und diese Vorbilder wollte man live erleben. Auch die Golf-Jugend fehlt bei den Spieltagen vollständig.

Nimmt man jetzt die stark nachlassende Beteiligung am gesamten Turnierbetrieb dazu, kann ich feststellen, dass der Leistungs- und Mannschaftsport kaum noch auf Interesse stößt. Das ist sehr schade. Aber auch gefährlich, denn viele der Jugendlichen, die für das Weiterbestehen dieses Vereins unbedingt notwendig sind, wollen in Mannschaften und wettbewerbsorientiert spielen. Die werden aber nur dauerhaft gebunden werden können, wenn dies auf eine breite Unterstützung des Vereins und seiner Mitglieder trifft. Nur dann ist ein Sportverein auch als solcher erkennbar. Hier müssen wir alle umdenken und den Mannschaftsport stärker unterstützen, jeder auf seine Weise. Mein persönliches Fazit: nur wenn die Mannschaftsspieltage wieder ein Treffpunkt der Mitglieder und der Jugend werden, können wir gemeinsam hochklassiges und spektakuläres Golf sehen, sind wir als Sportverein erkennbar und stärken damit unsere Identität.

Jens Aschenbeck (AK 50)